Von Fischerhude nach Osterholz-Scharmbeck: Pastor Jonas Scholz beendet sein Vikariat in der Liebfrauen-Gemeinde. Ein neues Kapitel seiner pastoralen Laufbahn beginnt. Er verlasse Fischerhude nicht freiwillig, erklärt Jonas Scholz und blickt fast schon etwas wehmütig aus seiner Wohnung auf die Wümmewiesen. Frisch von der Uni gekommen, hatte er vor zweieinhalb Jahren den praktischen Teil seiner Pastoren-Ausbildung an der Liebfrauen-Gemeinde begonnen und muss dem ihm lieb gewordenen Ort nun den Rücken kehren. „So sieht es das Prozedere vor“, bedauert der 29-Jährige, der nach dem Abschluss des Vikariats zum 1. April als Pastor nach Osterholz-Scharmbeck wechselt. Geboren ist der frischgebackene Pastor in Hamburg, hat Teile seiner Kindheit in Lübeck verbracht, die längste Zeit jedoch in Bremen, wo er sein Abitur am Alten Gymnasium ablegte. Es folgten fünf Semester Theologie in Heidelberg, weitere in Göttingen und der Abschluss des Studiums im Jahre 2022. Seitdem ist er in Fischerhude tätig, vermittelt durch das Landeskirchenamt in Hannover.
Nach den Schwerpunkten seiner Ausbildung befragt, erinnert sich der junge Theologe an erste Gehversuche unter der Obhut von Pastorin Silke Kuhlmann. „Bis ich so weit war, Aufgaben eigenständig in Angriff zu nehmen, ist schon eine Weile vergangen“, so Jonas Scholz; zunächst sei er „lediglich dabei gewesen“, habe seine Mentorin begleitet, zugehört und dabei wertvolle Erfahrungen gesammelt. Den Kontakt zu Kuhlmann bezeichnet er als in die Tiefe gehend, Diskussionen und gemeinsame Gespräche als wichtige Hilfe auf seinem Weg. Daraus resultierend sei er besonders gerne zu Besuchen bei Gemeindemitgliedern aufgebrochen, habe betagten Menschen zum Geburtstag gratuliert und Hinterbliebene nach Trauerfällen getröstet. Ganz selten habe er dabei Einsamkeit wahrgenommen, denn Fischerhude sei eine Gemeinde, in der sich Jung und Alt umeinander kümmerten. Als „Kerngeschäft“ indes gelten die Gestaltung von Gottesdiensten mit den entsprechenden Predigten, die Feier des Abendmahls, die Durchführung von Taufen, Beisetzungen und Trauungen, die er zunächst beobachtet und später selbst verantwortet hat. Darüber hinaus zählen die Präsenz bei Kirchenvorstandssitzungen und die Konfirmandenarbeit zu den Aufgaben im Vikariat.
FAMILIÄRE NÄHE ZUR KIRCHE
Obwohl Eltern und Großeltern Juristen sind beziehungsweise waren, habe es in der Familie immer eine gewisse Nähe zur Kirche gegeben, berichtet Jonas Scholz. Tatsächlich sei sein Wunsch, sich näher mit der Theologie zu befassen, während der Konfirmandenzeit entstanden. „Nicht so sehr im Unterricht, sondern durch die Gottesdienste, deren Inhalte in mir den Wunsch wachsen ließen, mich abseits von eigenem Bemühen von Gott leiten und vervollkommnen zu lassen.“ Damit habe er sich in gewisser Weise von der nüchternen Thematik der Juristerei abgrenzen und dem Mainstream in Teilen der Gesellschaft etwas entgegensetzen wollen, so der scheidende Vikar. In seinem Freundeskreis, blickt er zurück, habe es niemanden gegeben, der einen ähnlichen Weg gegangen sei; trotz der unterschiedlichen Lebensentwürfe dauere der Zusammenhalt zwischen allen weiterhin an.
Die freie Zeit vor der Ordination in der St.-Willehadi-Gemeinde in Osterholz-Scharmbeck nutzt Jonas Scholz zum einen für seinen Umzug und zum anderen für eine Reise nach Japan, ein Land, das ihn seit jeher fasziniert. Auch wenn es ihm nicht ganz leichtfällt, Fischerhude zu verlassen, kann er dem Umzug auch Positives abgewinnen. „Angesichts der beiden jungen Kollegen vor Ort freue ich mich auf den Neubeginn mit seinen vielfältigen Aufgaben, und wieder werde ich aus meinem Fenster ins Grüne blicken“. Ganz ans Ende seiner Tätigkeit im Flecken Ottersberg hat der Geistliche ein Gespräch mit der ältesten Einwohnerin Fischerhudes gestellt. „Die alte Dame ist jenseits der hundert und möchte sich zum Abschluss gern mit mir unterhalten“.