Zur Weihnachtszeit
„Advent, Advent, ein Lichtlein brennt. Erst eins, dann zwei, dann drei , dann vier, dann steht das Christkind vor der Tür.“ Ein Gedicht, mit dem die meisten von uns groß geworden sind. Und viele kennen auch die Strophe, die hinzugekommen ist: „Und wenn die 5. Kerze brennt, dann hast Du Weihnachten verpennt.“
Kann man Weihnachten verpassen ? Verschlafen? Für die, die so sehnsüchtig auf das Fest mit seinen Überraschungen warten, ist das unvorstellbar. Wer verschläft denn schon Weihnachten?! Und überhaupt: Alles Drumherum ist auf Weihnachten eingestellt – das kannst Du nicht verpennen.
Also ein Witz, diese 5. Strophe?
Der 24. Dezember kommt: An keinem geht nach unserer Zeitrechnung Weihnachten vorbei. Es findet statt. Der Kalender sagt uns das.
Gefühlt gibt es dann aber die anderen Empfindungen. Es gibt die Menschen, die diesen einen Wunsch haben: Am liebsten würde ich Weihnachten verschlafen. Ein Gedanke , der sich vielleicht speist aus Traurigkeit : Ich habe niemanden, mit dem ich feiern kann.“ Oder: „Weihnachten ist mir fremd, so fremd...“ Oder: „Mir ist der Trubel zuviel.“
Trotz solcher Gefühle: Weihnachten verpassen ? Der Kalender sagt uns schließlich: Das geht doch gar nicht! Weihnachten kommt so sicher wie das Amen in der Kirche!
Und doch beschleicht mich manchmal der Gedanke: Es könnte sie trotzdem geben, diese Gefahr, dass wir Weihnachten verpassen. Dass wir die Botschaft verpassen, die mit Weinachten verbunden ist:
„Denn uns ist ein Kind geboren, ein Sohn ist uns gegeben, und die Herrschaft ist auf seiner Schulter; und er heißt Wunder-Rat, Gott-Held, Ewig-Vater, Friede-Fürst“ So kündigt der Prophet Jesaja die Ankunft Gottes in seiner Welt.
Die Ankunft dieses Friedefürsten ist der Anlass für unser Weihnachtsfest: Der Glaube daran, dass Gott in unsere Welt gekommen ist. In einem kleinen Kind. Das ist der Weihnachts-Held, das ist das Wunder, das ist er, der Friedefürst! Mit ihm verbunden die Hoffnung, die Zuversicht. Haben wir dies noch in unserem Blick? Bei all dem, was um uns geschieht, was uns umtreibt, was uns Tag um Tag bewegt. Bei all dem Trubel und dem „Stress“!
Ist sie also ganz real, diese Gefahr, dass Weihnachten, dass seine Botschaft an uns vorbeigeht und nicht in unsere Herzen und Häuser, unsere Welt einzieht? Unserer Vorfreude, unserer Vorbereitungen, aller Feststimmung zum Trotz.
Eine 5. Kerze – gar nicht so seltsam die Idee, eine fünfte Kerze aufzustellen . Wach bleiben ! Sich daran zu erinnern: wir feiern die Geburt des Friedefürst. Er ist da. Eine fünfte Kerze! Wir können sie auch über Weihnachten hinaus leuchten lassen!
Ihnen allen eine gesegnete Adventszeit
Jutta Rühlemann, Superintendentin