Weihnachtswünsche von damals und heute: Die Grasberger Pastorin Lena Helmers schreibt in ihrem Gastbeitrag über die Freude des Schenkens, unerfüllte Wünsche und die Bedeutung von Zeit und Wertschätzung.
Erinnern Sie sich noch an Ihren Wunschzettel als Kinder zu Weihnachten? Was stand wohl damals darauf? Vielleicht eine Puppe, oder ein Spielzeugauto. Wenn ich mich an meine Wünsche aus meiner Kindheit erinnere, dann denke ich an Playmobil-Spielzeug, eine Puppenwiege oder an Klamotten-Gutscheine. Und das eine oder andere Geschenk vom Wunschzettel lag dann auch tatsächlich unter dem Tannenbaum.
Noch heute bin ich ein großer Freund von Geschenken und beschenke gerne andere Menschen. Mich fasziniert die freudige Erwartung meines Gegenübers, was sich wohl hinter dem Geschenkpapier verbirgt. Ich werde aber auch gerne beschenkt, und jedes Jahr fragt die Familie nach meinem Wunschzettel.
Manche Dinge sind vielleicht einfach zu verschenken, wie zum Beispiel eine schöne Handcreme oder ein Gewürz. Andere Wünsche lassen sich nicht so einfach verschenken – zum Beispiel mehr Zeit. Zeit für Freundinnen und Freunde, Zeit zum Lesen oder Zeit zum Durchatmen. Manche von uns wünschen sich mehr Wertschätzung, dass sie wahrgenommen werden, mehr Aufmerksamkeit oder weniger Einsamkeit.
Wie reagieren wir also, wenn Wünsche nicht erfüllt werden? Bei Kindern sind manchmal Wut und Tränen zu erkennen, wenn die gewünschte Tonie-Box nicht unter dem Tannenbaum liegt. Bei Erwachsenen sind es vielleicht Enttäuschung und eine noch größere Sehnsucht.
Sie merken schon: Viele verschiedene Gefühle und Emotionen kommen beim Thema Wunschzettel und Geschenken zusammen – bei Klein und Groß.
Weihnachten ruft genauso viele Gefühle hervor. Einige freuen sich auf das Zusammentreffen mit der Familie, das leckere Essen, die Traditionen, besinnliche Musik und auf Weihnachten bei den Hoppenstedts. Für andere ist es nicht das Fest der Besinnlichkeit und der Freude. Die Familie wohnt womöglich weit weg, die Familie ist zerrüttet und manch Zerbrochenes kann nicht mehr gekittet werden. Finanzielle Nöte sind groß, sodass Wünsche nicht erfüllt werden können und es Ravioli aus der Dose gibt – wie jeden Dienstag.
Durch Weihnachten sind nicht alle Probleme und Sorgen gelöst. Manche werden vielleicht für einen Tag an die Seite geschoben und ruhen für einen Moment, dadurch sind sie aber nicht beseitigt. Auch die Probleme der Welt stehen an Weihnachten nicht still oder werden sogar behoben. Wir leben in unsicheren Zeiten. Vieles ist nicht mehr so, wie es mal war. Einige Dinge sind unbezahlbar geworden, die politische Lage ist besorgniserregend, und der Rechtsruck wird größer. Frieden gibt es schon lange nicht mehr auf der Welt.
Was gibt uns noch Halt und was macht uns bei all dem Schweren überhaupt noch Freude? Für manche sind es dann wirklich die Geschenke und die Familienzeit an Weihnachten. Für andere sind es Umarmungen, gute Worte, seien sie geschrieben oder per Sprachnachricht oder auch kleine Aufmerksamkeiten.
Ich glaube dennoch, dass das größte Geschenk an Weihnachten für uns Menschen ganz leise, klein und ohne viel Tamtam kommt. Gott selbst ist das Geschenk. Gott wird greifbar, erlebbar. Gott bleibt nicht irgendein Gott, der unsichtbar über den Dingen steht. Gott wird Mensch, wie du und ich. Das ist der Ausdruck Gottes Liebe für uns Menschen auf der Erde. Gott will als Mensch selbst Erfahrungen in der Welt sammeln, Menschen begegnen – will Mensch sein durch und durch.
Info
Lena Helmers
ist Pastorin der evangelischen Kirchengemeinde in Grasberg. Sie hat die Pfarrstelle im Februar dieses Jahres angetreten. Zuvor hatte sie ihr Vikariat in der evangelischen Kirchengemeinde Lilienthal abgeschlossen.