Beim Gottesdienst in Pennigbüttel ist am Sonntag die neue Kirchenglocke eingeweiht worden. Warum der Plan von 1992 erst jetzt umgesetzt werden konnte.
"Wir wollen alle fröhlich sein", wurde am Sonntag in der Pennigbütteler Kirche gesungen. Das Lied ist Ostern gewidmet, dem höchsten Fest der Christen. Doch der Titel ist nicht minder geeignet, um die Hochstimmung zu beschreiben, die beim sehr gut besuchten Gottesdienst in der Emmaus-Gemeinde herrschte. Denn es gab dort ein freudiges Ereignis zu feiern: die Einweihung der neuen Glocke, die dann natürlich auch gleich geläutet wurde - und zusammen mit den älteren Geschwistern für einen "perfekten Dreiklang" sorgte. So zumindest der Tenor bei der anschließenden Feier im Gemeindehaus, wo mit Sekt angestoßen und ein Video gezeigt wurde, das einen Rückblick auf die Entstehungsgeschichte der Glocke gewährte.
Die neueste ist die kleinste der drei Pennigbütteler Kirchenglocken. Sie wiegt 111 Kilogramm - etwa halb so viel wie die beiden anderen jeweils - und weist einen Durchmesser von 57 Zentimetern auf. "Damit haben wir sie durch die Luke im Glockenturm bekommen, ohne dass das Holzgitter geöffnet werden musste", freute sich Renate Timpe, Vorsitzende des Fördervereins. Das Manöver habe die höher veranschlagten Einbaukosten gesenkt: Der Kirchenvorstand hatte schon ein örtliches Unternehmen ausgeguckt, das man mit der invasiven Einbauvariante hätte beauftragen können.
Rund 14.000 Euro insgesamt hat die Vollendung des Pennigbütteler Dreiklangs gekostet. 5000 Euro konnten als Zuschuss von der Landeskirche losgeeist werden. Was an der zusätzlich benötigten Summe von 9000 Euro fehlte, trieb der Förderverein unter anderem bei privaten Sponsoren, bei Stiftungen und einem Verein auf.
DRITTE GLOCKE ZUNÄCHST EINGESPART
"Was lange währt, wird endlich gut", leitete Renate Timpe ihren kurzen Vortrag ein, den sie zum Ende des Gottesdienstes hielt. Schon 1992, als die spätere Emmaus-Kirchengemeinde ihre Selbstständigkeit erlangte, war nämlich eigentlich an drei Glocken gedacht worden, als der Turm neben der zur Kirche umgebauten Friedhofskapelle errichtet wurde. Renate Timpe: "Aus Kostengründen hat man damals aber nur zwei Glocken angekauft."
Die Zeit verstrich, denn auf die ersten hohen Investitionen der jungen Gemeinde folgten weitere. Vor allem der Um- und Erweiterungsbau des Gemeindehauses (Fertigstellung im Jahr 2004), der mehr als 400.000 Euro verschlang. Bereits vier Jahre zuvor war die "quäkige" alte E-Orgel gegen eine Pfeifenorgel ausgetauscht worden. "Und irgendwann hatte man sich wohl an den Klang der zwei Glocken gewöhnt. Ehrlich gesagt, hatten wir das gar nicht mehr auf dem Schirm, dass etwas fehlte - bis uns zwei Mitglieder des Kirchenvorstands daran erinnert haben", gestand Timpe. Also wurde - im Corona-Jahr 2021 - der Plan aus der Gründerzeit der Kirchengemeinde neu aufgelegt.
"EINE WISSENSCHAFT FÜR SICH"
Vor dem Kauf musste allerdings nicht nur die Finanzierung abgesichert werden. So war gutachterlich zu prüfen, ob der Turm die dritte Glocke überhaupt würde tragen können. Der Experte der Landeskirche lauschte auch dem Klang der beiden vorhandenen Glocken, um die Tonart für den Neuzugang festzulegen - ein zweigestrichenes Cis.
Mit Ehemann Gerhard, Mitglied im Kirchenvorstand, war Renate Timpe im September 2023 beim Glockenguss in Herborn am östlichen Rand des Westerwalds dabei. "Das ist eine Wissenschaft für sich", resümierte die Fördervereinsvorsitzende. Das Verfahren sei überaus eindrucksvoll, auch wenn es sich nicht mehr in der von Schiller im "Lied von der Glocke" ausführlich beschriebenen Art und Weise vollzieht. Der Einbau erfolgte im vergangenen Oktober. Spezialisten aus Hamburg zogen die Glocke mit kräftigen Seilen vorsichtig in die Höhe, um sie schließlich einzuhängen. Dann erst wurde der Klöppel fixiert. Letzte Nachjustierungen und Prüfungen wurden kurz vor Weihnachten vorgenommen.
Neben der Jahreszahl und dem Namen der Kirche trägt die neue Glocke auch die Inschrift "Du bist ein Gott, der mich sieht". Es handelt sich um die 2023er-Jahreslosung der christlichen Kirchen, die auf das erste Buch Mose zurückgeht. Auf die alttestamentarische Geschichte (Kapitel 16, Vers 13) ging Pastorin Christa Siemers in ihrer Predigt ausführlich ein, um dann den Bogen bis in die Gegenwart zu schlagen. Es ist die Sklavin Hagar, die in der zitierten Weise Gott anspricht. Sie ist schwanger von Abraham, dessen Ehe mit Sarah kinderlos geblieben war.
Christa Siemers schloss die Glocke auch in die Gebete mit ein, nachdem sie auf die verschiedenen Anlässe des Geläuts aufmerksam gemacht hatte - und auf die Bedeutung des Glockenspiels für die gesamte Öffentlichkeit, also beileibe nicht nur für die Kirchgänger. "Es ist Teil unserer Kultur."