Lilienthaler Diakonie hat so viele Azubis wie lange nicht mehr

Pressemitteilung Lilienthal, 27. September 2024
Die Auszubildenden der Lilienthaler Diakonie leben in internationalen Wohngemeinschaften auf dem Campus. Auf dem Bild sitzen Sandrina Rakotoarison, Aliia Sovetbekova, Margaretha Pasaribu, Fadila Amalia und Joshua Seeger (von links) im Wohnzimmer zusammen. Foto: Lutz Rode

Bei der Lilienthaler Diakonie kann man sich über einen Bewerbermangel bei der Ausbildung zum Heilerziehungspfleger nicht beschweren. Was tut das Unternehmen, was andere vielleicht nicht machen?

Während viele Betriebe und Branchen händeringend nach Auszubildenden suchen, läuft die Nachwuchsgewinnung bei der Lilienthaler Diakonie offenbar ziemlich rund. 16 junge Leute sind dort Anfang September gestartet, um den Heilerziehungspflege-Beruf zu erlernen. Laut der stellvertretenden Personalleiterin Johanna Quell handelt es sich um den stärksten Ausbildungsjahrgang seit Jahren. Den Zuspruch führt Quell auf mehrere Faktoren zurück: Die junge Generation suche häufiger als vielleicht vermutet nach einer sinnstiftenden Beschäftigung. Hinzu komme: Die Azubis erhalten das Angebot, in einer Wohngemeinschaft auf dem Campus zu leben. Es sei wohl die Kombination aus Ausbildung und bezahlbarem Wohnraum, die die Bewerberlage so positiv aussehen lasse, schätzt die Personalchefin.

Aus allen Teilen Deutschlands und der Region kommen die Bewerber, aber auch aus dem Ausland gebe es ein verstärktes Interesse an der Heilerzieherpflege-Ausbildung in Lilienthal und der damit verbundenen Arbeit mit Menschen mit Behinderungen. Besonders häufig bewerben sich nach Angaben der Diakonie junge Leute aus Indonesien und Madagaskar. Der klassische Weg: Viele kommen zunächst als Au Pair nach Deutschland, und schließen ein Freiwilliges Soziales Jahr an, um dann eine Ausbildung zu beginnen. Von den 16 Auszubildenden, die jetzt gestartet sind, trifft das auf sechs junge Leute zu.

Eine von ihnen ist Fadila Amalia: Die 26-Jährige stammt aus Indonesien, hat in ihrer Heimat ein Pädagogik-Studium im Bereich Deutsch als Fremdsprache abgeschlossen und als Deutschlehrerin gearbeitet. Bevor sie nach Lilienthal kam, hat sie als Au-Pair in Gnarrenburg gearbeitet und danach bei der Lilienthaler Diakonie ein Freiwilliges Soziales Jahr absolviert. Dort stellte sich heraus, dass sie gern dort bleiben und eine Ausbildung beginnen würde. Die Klienten zu pflegen und sie zu begleiten, mit ihnen in der Tagesförderstätte zu arbeiten oder für sie Freizeit-Angebote zu machen, gefalle ihr. In Indonesien, so sagt sie, gebe es für Menschen mit Behinderungen keine vergleichbaren Angebote. Auch mag sie das Leben in der WG, den Austausch mit anderen jungen Leuten, die sie auch mal auffangen, wenn Heimweh aufkomme. "Manchmal kochen wir gemeinsam, letzte Woche gab es eine Party. Wir verstehen uns ganz gut", sagt sie. Und auch das ist geregelt: Die Hausarbeit wird aufgeteilt, wer dran ist mit Spülmaschinen ausräumen oder Bad putzen, dafür gibt es einen verbindlichen Plan. Kleine Notizzettel an Wäscheklammern zeigen jedem an, wer womit dran ist. Für ihr WG-Zimmer zahlt sie wie alle anderen 270 Euro im Monat, inklusive aller Nebenkosten und Internet-Anschluss. Auf dem Campus wird gerade aktuell noch ein frei gewordenes Haus umgebaut, sodass ab November 24 WG-Zimmer zur Verfügung stehen.

AZUBIS BERICHTEN AUF INSTAGRAM

Sandrina Rakotoarison (29) ist schon auf der Zielgeraden: Sie ist jetzt im dritten Ausbildungsjahr und sieht ihrem Abschluss entgegen. Die Arbeit im sozialen Bereich gefällt ihr, der Kontakt mit den Menschen, aber auch die Möglichkeit, sich mit eigenen Ideen einzubringen, sei genau ihr Ding, sagt sie. Auch von der familiären Atmosphäre, die auf dem Campus herrsche, sei sie angetan. Wann immer es eine Frage oder ein Problem gebe, stünden bei der Diakonie Ansprechpartner bereit. Bei Instagram hat sie schon Storys über ihre Arbeit gepostet. Danach erreichten sie aus Madagaskar zahlreiche Anfragen von jungen Leute, die mehr wissen wollten. So spricht sich auch Tausende Kilometer von Lilienthal entfernt herum, wie die Ausbildung bei der Diakonie funktioniert.

Zum Konzept der Diakonie gehört, dass die Auszubildenden eng begleitet werden. Bereichsleiter Eric Buitkamp berichtet, dass die Diakonie für die jungen ausländischen Schülerinnen und Schüler neben der eigentlichen Ausbildung einen Deutschkurs organisiert, in dem es auch um berufsbezogene Begriffe geht. Man kooperiere eng mit dem Migrationsamt und mit Berufsschulen und begleite die jungen Leute auch bei behördlichen Angelegenheiten. "Die Anforderungen für Arbeitgeber haben sich geändert", sagt auch Johanna Quell.

ANTWORT AUF DEN FACHKRÄFTEMANGEL

Dass sich die Diakonie bemüht, den ausländischen Schülern die Integration zu erleichtern, zahle sich am Ende für das Unternehmen aus, sind die Diakonie-Verantwortlichen überzeugt. Allen, die die Ausbildung erfolgreich absolvieren, werde im Anschluss eine Stelle angeboten. Der überwiegende Teil nehme das Angebot an. Die Diakonie ist erfreut, dass die strategische Ausrichtung Früchte trägt und das Unternehmen für sich einen Weg gefunden hat, wie dem vielerorts beklagten Fachkräftemangelbegegnet werden kann.

Osterholzer Kreisblatt