Der Verkauf des Grasberger Pastorenhauses ist noch nicht in trockenen Tüchern: Die Landeskirche muss dem Vorhaben ebenfalls zustimmen, lässt aber auf den Bescheid warten. Das sind die Gründe.
Der geplante Verkauf des Pastorenhauses kommt nicht recht voran. Die Kirchengemeinde Grasberg wartet derzeit auf Nachricht aus Hannover. "Aber das Landeskirchenamt rührt sich nicht", sagt Claus Peter Oehlmann, der im Grasberger Kirchenvorstand für die Gebäude zuständig ist.
WAS IST GEPLANT?
Wie berichtet, will die Gemeinde Grasberg mithilfe der Stiftung Beringhoff das heutige Pastorenhaus an der Speckmannstraße 44 von der Kirchengemeinde Grasberg kaufen. Dort soll ein Jugendtreff entstehen, weil die derzeitigen Räume an der IGS nicht ideal, vor allem aber zu klein sind. Der Gemeinderat hat bereits im vergangenen Juli grünes Licht für den Kauf gegeben und dann im Herbst insgesamt 100.000 Euro für den Kauf im Haushalt 2024 bereitgestellt. Die Gemeinde geht damit in Vorleistung für die Stiftung, deren Finanzmittel zum Teil noch gebunden sind. Geplant ist, dass die Gemeinde das Haus von der Stiftung mietet.
WIE IST DER AKTUELLE STAND?
Um den Kauf abwickeln zu können, benötigt die örtliche Kirchengemeinde die kirchenaufsichtliche Genehmigung des Landeskirchenamts. "Das muss seine Zustimmung geben, dass es den Kaufvertrag genehmigen wird", erklärt Claus Peter Oehlmann das Prozedere. Den Antrag haben die Grasberger im August vergangenen Jahres gestellt und wundern sich, dass die Genehmigung einen solch langen Zeitraum in Anspruch nimmt. "Alles ist bereit, und gedanklich planen wir schon weiter", so Oehlmann. Die Kirchengemeinde habe sogar schon eine Bauvoranfrage beim Landkreis für ein neues Pastorenhaus hinter dem Friedhof gestellt. "Wir wollen vorbereitet sein, falls es Veränderungen gibt", erklärt das Kirchenvorstandsmitglied. Akuten Bedarf an Wohnraum für die Geistlichen gebe es zurzeit nicht. Pastor Thomas Riesebeck wohnt zurzeit noch in dem Haus und werde seinen Alterssitz schon früher beziehen, sprich, wenn die Immobilie verkauft wurde. Die neue Pastorin Lena Helmers wohnt zusammen mit ihrem Partner Christoffer Klemme im Pfarrhaus in Kirchtimke, der dort Pastor ist.
WARUM GEHT ES NICHT VORAN?
Der Verkauf eines Pfarrhauses, das als Dienstwohnung für eine Pfarrperson genutzt wird, sei eine grundlegende Entscheidung, teilt die Landeskirche auf Nachfrage der WÜMME-ZEITUNG mit. Kirchengemeinde und Kirchenkreis entscheiden damit längerfristig, dass an einem Ort keine Dienstwohnung mehr vorgehalten wird, die von einer Pastorin oder einem Pastor bewohnt werden kann, erklärt Pastor Benjamin Simon-Hinkelmann, Pressesprecher der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers. "Deshalb überprüft das Landeskirchenamt beim Antrag auf Verkauf eines Pfarrhauses, inwieweit der Verkauf dem mittel- und langfristigen Konzept für Stellenplanung und Gebäudeplanung eines Kirchenkreises entspricht. Da Gebäudemanagement in fast allen der 47 Kirchenkreise ein wichtiges Thema ist, braucht die Prüfung entsprechender Anträge gerade etwas Zeit." Es gehe dabei immer auch um Absprachen mit dem Kirchenkreis und dem zuständigen Kirchenamt vor Ort.
Zudem habe ein Hackerangriff auf die zentrale IT-Infrastruktur der Landeskirche im Februar die Arbeit der Landeskirche erschwert. "In den letzten zwei Monaten war der Zugriff auf digitale Unterlagen nicht oder nur sehr bedingt möglich", wie Benjamin Simon-Hinkelmann die Verzögerung weiter erläutert. Aber er hat auch gute Nachrichten: "Im konkreten Fall in Grasberg ist es jetzt so, dass das Landeskirchenamt dem Kirchenvorstand in der nächsten oder übernächsten Woche einen Bescheid zum Antrag auf den Verkauf zuschickt." Das bedeute, dass das Verfahren kurz vor dem Abschluss steht.
WAS SAGT DIE POLITISCHE GEMEINDE?
Der Gemeindeverwaltung sind laut André Bischof die Hände gebunden. "Wir warten natürlich auch, können aber nichts anderes tun als abzuwarten", sagt der allgemeine Stellvertreter der Bürgermeisterin. So habe die Verwaltung auch schon bei Claus Peter Oehlmann nachgefragt, wie der Stand der Dinge sei. "Aber ansonsten wollen wir auch keinen Druck machen", wie Bischof sagt. "Wir harren der Dinge, die da kommen, und planen dann entsprechend weiter." Eine detaillierte Zeitplanung, wann der Jugendtreff ins Pastorenhaus einziehen soll, gibt es indes noch nicht. Bevor es so weit ist, müssen die Räume ohnehin für die Arbeit mit den Jugendlichen umgestaltet werden. Was diese sich für ihren neuen Standort wünschen, hatten sie bereits im vergangenen Jahr in einem Workshop erarbeitet.