Sieben Jahre liefen die Planungen für ein Begegnungszentrum im Zentrum von Osterholz-Scharmbeck. Nun wurde das Projekt gestoppt. Warum die Abrissbagger trotzdem bald anrollen.
Nach dem Aus für das Begegnungszentrum im Herzen von Osterholz-Scharmbeck gibt es nun neue Pläne. Der Umbau der Innenstadt könne auch ohne Großprojekt gelingen, sind Kirchen- und Stadtvertreter überzeugt. Deswegen sollen im ersten Halbjahr 2024 die Abrissbagger an der Kirchenstraße weiterhin anrollen.
Auch wenn das Begegnungszentrum der Kirche nun, wie berichtet, nicht mehr gebaut wird, soll sich das Bild der Innenstadt verändern. Wie Bürgermeister Torsten Rohde erläutert, sollen mehrere Gebäude an der Straße Hinter der Kirche der Abrissbirne weichen. Die Arbeiten seien für das zweite Quartal 2024 vorgesehen, sagt Rohde und führt die Verkehrssicherungspflicht der Stadt als Grund an. Die Kosten können über Fördermittel für den Umbau der Innenstadt abgerechnet werden.
KEINE BRACHE IN DER STADT
Die geschaffene Freifläche soll eine Zwischennutzung erfahren, erläutert der Bürgermeister. Bis zur möglichen Bebauung soll es keine „Brache“ im Stadtzentrum geben. Was nun darauf gebaut werde, sei offen. Für das Gesamtareal im Besitz der städtischen Entwicklungsgesellschaft (Steg) gebe es immerhin einen gültigen Bebauungsplan, führt Rohde an. Diese gesicherte Rechtslage soll helfen, kommende Projekte schneller umzusetzen.
Fest steht offenbar, dass großflächiger Einzelhandel keinen neuen Raum in der Innenstadt erhalten soll. Denkbar wären lediglich kleine Geschäfte mit einem spezialisierten Angebot, erläutert Rohde. Es könnte ebenso „Wohnraum in attraktiver Lage“ entstehen. Auch Erlebnisgastronomie und „Raum für Begegnung“ seien denkbar, deutet Rohde an. Was genau möglich ist, sollen die kommenden Beratungen im Planungsausschuss hervorbringen. Der geplante Grundstückstausch von Kirche und Stadt, der für den Bau des Begegnungszentrums angedacht war, sei definitiv vom Tisch.
Auch der mögliche Bau eines Parkhauses auf der Marktweide werde nicht realisiert. Das Mehrgenerationenhaus und die Seniorenbegegnungsstätte, die in die Innenstadt umziehen sollten, bleiben vorerst an der Bördestraße. In den kommenden Wochen werde man sich zusammensetzen, um nötige „Ertüchtigungsmaßnahmen“ an den bestehenden Gebäuden auszuloten. Und zwei neue Kita-Gruppen, die im neuen Begegnungszentrum hätten untergebracht werden sollen, könnten durch Anbau an anderer Stelle unterkommen, schlägt der Bürgermeister vor.
13 STATT SECHS MILLIONEN EURO
Superintendentin Jutta Rühlemann bekannte, dass es ihr und vielen Mitstreitern schwerfällt, sich gedanklich vom Bauprojekt zu lösen. Am Ende habe die Finanzierungsfrage das Projekt zum Kippen gebracht. Erst war man von etwa sechs Millionen Euro ausgegangen, dann waren es acht Millionen Euro und zuletzt ging es um 13 Millionen Euro, die der Bau kosten sollte. Ein angedachtes Investorenmodell sei ebenfalls nicht zustande gekommen. „Die Finanzierung der für unser Projekt erforderlichen Investitionssumme ist seitens der Kirche nicht zu leisten“, stellt Rühlemann im Gespräch mit der Redaktion fest. Der bekannte Mitgliederschwund in der Kirche, höhere Baukosten und gestiegene Kreditzinsen sowie eine veränderte Förderkulisse hätten den Bau unmöglich gemacht. „Es wäre fahrlässig, diesen Entwicklungen nicht Rechnung zu tragen“, sagt sie.
Die Arbeit von sieben Jahren, in denen die Kirche das Projekt zusammen mit Bürgern und der Stadt entwickelt habe, sei dennoch nicht vergebens. Man werde die Ideen nutzen, um die Zukunft von St. Willehadi auch räumlich zu gestalten. „Das Haus der Kirche wird Kernstück bleiben.“ Grundsätzlich aber müsse sich die Kirche räumlich verkleinern. Die Mitgliederzahl sei von 15.000 auf nun 7000 Mitglieder geschrumpft. Geänderte Raumkonzepte müssten her.
KIRCHE ALS RAUM IM FOKUS
Inwieweit das ehemalige Suptur-Gebäude und das Gebäude der St.-Willehadi-Kirche nun eine größere Rolle spielen können, werde derzeit ausgelotet. Denkbar sei, dass innerhalb des Kirchengebäudes eine Glasabtrennung mehr Nutzungsmöglichkeiten eröffne, deutet Pastor Henning Mahnken als Vorsitzender des Kirchenvorstands von St. Willehadi an. „Wir müssen die Kirche als umbauten Raum in den Fokus rücken.“ Die St.-Willehadi-Kirche soll zugänglicher werden.