Die Wahl der Kirchenvorstände in den einzelnen Gemeinden ist schon ein paar Tage her, bis zur Amtseinführung im Juni sind es allerdings noch ein paar Wochen. Vielfach wurden Kandidaten wiedergewählt, aber es gibt auch ein paar Frauen und Männer die Neues wagen. Die Superintendentin des Kirchenkreises Osterholz-Scharmbeck Jutta Rühlemann hatte ausgewählte Mitglieder aller Kirchengemeinden nach Osterholz-Scharmbeck eingeladen, um bei einem kleinen Imbiss die Motivation zu hinterfragen. Zudem berichteten die Frischgewählten, worauf sie sich freuen und was ihnen Sorgen bereitet.
Bei den Sorgen war man sich weitgehend einig, die vielen Austritte und das mangelnde Interesse am Gemeindeleben wurden häufig genannt, Bürokratie, Sparzwänge und der fehlende Nachwuchs beunruhigen. Rühlemann fasste zusammen: „Das Rad dreht sich immer schneller, die ganze Gesellschaft ändert sich, die Mentalität, das Zusammenleben. Vieles wird sich stark verändern, aber es muss nicht alles schlechter werden. Ich finde, wir können selbstbewusst auftreten. Wir tun viel für das Zusammenleben von Menschen und wir haben die Botschaft von Zuversicht und Hoffnung.“
Ganz neu dabei ist Patrick Walter in der Kirchengemeinde Pennigbüttel, der sich unter anderem aufstellen ließ, um mehr soziale Kontakte zu bekommen. Insbesondere jüngere Leute möchte er für die Gemeinde begeistern. Walter war als Soldat in Afghanistan hat dort viel Elend gesehen und festgestellt, dass die Kirche in der Fremde Halt gibt und dass Reden helfen kann. Diese Erfahrungen möchte er gerne weitergeben. Ihm zur Seite steht in Pennigbüttel Gerhard Timpe, ein alter Hase mit 18jähriger Erfahrung im Kirchenvorstand. Timpe macht weiter, um den geplanten Zusammenschluss der Kirchengemeinden zu unterstützen. Dort möchte er seine Gemeinde gut vertreten. Timpe: „Etwas für die Kirche zu tun ist auch eine Genugtuung.“
Ähnlich lange dabei ist Heiko Kaum für die Kirchengemeinde St. Willehadi: „Ich bin jetzt 19 Jahre dabei und es macht immer noch Spaß. Man kennt auch mittlerweile die Schrauben, an denen man drehen muss.“ Kaum freut sich auch auf den Aufbau der Gesamtkirchengemeinde, möchte sich zudem für den Kita-Verband und die Jugendarbeit stark machen. Die tolle Arbeit im Kita-Verband sieht er als Vorlage für einen Friedhof-Verband: „Vielleicht müssen wir öfters in großen Dimensionen denken.“
Sabine Wutzke sorgt sich, dass die kleinste Gemeinde Scharmbeckstotel im Sog der Größeren stranden könnte. Sie möchte dafür sorgen, dass es in Scharmbeckstotel weiterhin Angebote gibt und stellte sich deswegen auch wieder zur Wahl. Ähnlich denkt Marina Rust aus Garlstedt, die sich auch für ihre Ortschaft stark machen möchte.
Ganz gespannt ist Maxim Kaminski, mit 17 Jahren der Jüngste vor Ort. Kaminski hat sich erfolgreich für Wallhöfen aufstellen lassen: „Ich möchte viel für die Gemeinde tun und Wallhöfen stärken“. Ihm bereitet die Zentralisierung auf Hambergen Sorgenfalten. Bärbel Fritz, ebenfalls in Wallhöfen und seit zwei Jahren dabei, findet es spannend, was hinter den Kulissen stattfindet. Ihr ist es wichtig aktiv mitzugestalten und wieder mehr Menschen für die Kirche zu motivieren. Aus Hambergen war Malte Bischoff dabei und der wusste genau warum: „Irgendwas musste ich machen. Für die Feuerwehr bin ich nicht fit genug, also entschied ich mich für die Kirche.“ Über seine Kinder kam er zur Kita und damit zur Kirche. Bischoff möchte gern fortsetzen, was er während der letzten Wahlperiode angefangen hat.
Gleich fünf neue Mitglieder gab es für die Kirchengemeinde in Lilienthal. Einer davon ist Niklas Wenzel, der als ehemaliger Teamer für frischen Wind im Vorstand sorgen möchte und mit neuen Ideen und neuen Ansichten kommt. Wenzel hat die Hoffnung etwas verändern zu können und die Kirche moderner zu gestalten. Angela Geßner freut sich auf den frischen Blick und hofft nicht mehr ganz so viel mit Gebäudemanagement zu tun zu haben. Seit sieben Jahren ist Geßner im Vorstand, der ihr mittlerweile zur Heimat geworden ist: „Ich möchte gern weiter mitgestalten und hoffe es geht weiter. Mir liegt insbesondere die Kirchenmusik am Herzen.“
Seit neun Jahren mischt Andrea Neumann im Kirchenvorstand in Grasberg mit und hatte sich die Kandidatur gut überlegt: „Die ehrenamtliche Arbeit ist schon ein Brett, aber total spannend.“ Neumann möchte sich für Kinder- und Jugendarbeit stark machen und Schwerpunkte in der diakonischen Arbeit setzen. Ihr Mitstreiter Claus Peter Oehlmann möchte seine Arbeit fortsetzen. Motivation zieht er aus der geplanten Zusammenführung der Region zu einer Gesamtkirchengemeinde. In Sachen Jugendarbeit sieht Oelmann Grasberg gut aufgestellt: „Unser Gemeindehaus ist sechs Tage in der Woche besetzt. Wir haben Leben und eine starke Jugendarbeit, das ist fast nicht mehr handelbar. Die Kommune kann das nicht auffangen.“ Sorge bereitet ihm, dass diese Arbeit nicht vermittelbar ist, man müsse öfter zeigen: „Das sind wir. Das machen wir.“
In Schwanewede hat sich Ingo Alpers erstmals aufstellen lassen. Alpers möchte gerne die Ehrenamtlichen in der Gemeinde stärken. Am meisten freut er sich darauf, spannende Menschen kennen zu lernen und zu erfahren, wie es die anderen Menschen in ihren Gemeinden machen. Besondere Motivation bezieht er aus seinem Wunsch die kirchlichen Gebäude zu erhalten. Nebenan in Meyenburg wurde Günter Koch zum vierten Mal in den Kirchenvorstand gewählt. Er hatte kurz gedacht nicht wieder anzutreten, hatte dann aber die Sorge, dass andere seinem Beispiel folgen mögen. Außerdem hat er viel zu viel Spaß in den Ausschüssen. Einsetzen möchte sich Köck für Photovoltaikanlagen auf Dächern von Liegenschaften der Kirche und das Landverpachtungen vermehrt an Öko-Betriebe gegeben werden.
Es sind viele Dinge, die in die Zukunft geführt werden müssen, führte Rühlemann fort, und sie sei froh über die Entscheidung der Menschen, die sagen ‚ich gehe in die Verantwortung‘. Die Aufgaben in den Kirchenvorständen seien groß und vielfältig. Beispielhaft führte Rühlemann die Friedhöfe, die Kindertagesstätten, das Gebäudemanagement und den Haushalt auf. Rühlemann: „Es wird viel auf sie zukommen, aber lassen sie sich nicht irritieren, alle haben so angefangen. Es wird Informationsveranstaltungen und Materialien geben. Die Erfahrenen nehmen die Neuen an die Hand, die anders drauf gucken. Das wird neu und spannend.“