Die Friedenskirchengemeinde Scharmbeckstotel besteht seit 30 Jahren und ist seit 30 Jahren fest in Familienhand. Diese schöne Geschichte neigt sich mit dem Abschied von Pastorin Anke Diederichs nun dem Ende entgegen. 1993 kamen Anke Diederichs und ihr Ehemann Enno Kückens, der sich bereits seit November 2022 im Ruhestand befindet, mit drei Kindern nach Scharmbeckstotel. Beide teilten sich eine Pastorenstelle, Scharmbeckstotel gehörte noch zur St. Willehadi-Gemeinde, wurde aber 1994 als Friedenskirchengemeinde Scharmbeckstotel eine selbstständige Kirchengemeinde.
Diederichs: „Das war unser persönliches Projekt, zum Wohle der Familie eine Pfarrstelle zu teilen. Bei dem Modell sind wir geblieben, es war immer jemand zu Hause und konnte nach den Kindern schauen.“ Enno Kückens bestätigt das Fazit: „Wir würden es immer wieder so machen. Nicht alles, aber vieles ist deswegen ruhiger verlaufen.“
Gekommen war die Familie aus Einbeck und hatte dort schon ihr Modell geprobt. Die Stellenausschreibung für die Pfarrstelle in Scharmbeckstotel war wie gemacht für die beiden, Diederichs bezeichnete diese gar als Wunder, und die Bewerbung verlief glücklicherweise positiv. Diederichs: „Die Arbeitsteilung benötigte immer wieder viel Aufmerksamkeit, Gespräche und Mut. Heute ist es selbstverständlich und oft sogar notwendig, dass Frauen berufstätig sind und die Familienarbeit geteilt wird. Aber in der Praxis ist es weiterhin schwer und kompliziert. Heute bin ich dankbar über die Begleitung der Landeskirche. Immer wieder gab es Fortbildungen, bei denen ich meine Arbeit und mein Leben gemeinsam mit anderen reflektieren und neue Kräfte sammeln konnte.“ Rückblickend merkte Diederichs an: „Die Gemeindearbeit war schon optimal aufgestellt und wir setzten uns ins gemachte Nest.“
Noch vor dem Jahrtausendwechsel im Jahre 1999 wurde die Region Osterholz gebildet und Scharmbeckstotel als kleinste Gemeinde verlor eine Viertelstelle. Diederichs und Kückens nahmen dieses „verlorene“ Viertel in der St. Willehadi-Gemeinde auf. Kückens erzählt: „Es gab nun eine stärkere regionale Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden. Gemeindebrief, Gottesdienste und die Konfirmandenarbeit entwickelten sich zu regionalen Projekten.“ Erfolgreich, der Regionalausschuss tagt mittlerweile regelmäßig seit 25 Jahren. Später kam noch die Kirchengemeinde Ritterhude hinzu, was Kückens als großes Glück bezeichnete: „Eine kleinere Region hätte keinen Sinn ergeben, ich bin sehr froh, dass Ritterhude die Kurve zu uns genommen hat.“ Die Familie Diederichs/Kückens wechselten mit einer halben Stelle nach Ritterhude. Eine neuerliche Sparrunde führte Kückens als Sonderbeauftragter in die Seelsorge, eine Arbeit, die ihm bedeutungsvoll war.
Die Entwicklung geht weiter, im nächsten Jahr finden sich die Gemeinden in der Region Hamme wieder. Aus fünf Haushalten wird einer gemacht und es gibt dann einen Gesamtkirchenvorstand neben den Ortskirchenvorständen. Bange ist Kückens um Scharmbeckstotel nicht: „Wir haben ein Modell gewählt, was eine gewisse Eigenständigkeit beibehält. Die praktische Arbeit läuft weiter wie bisher. Die Leute müssen weiterhin mit Engagement dabei sein.“ Das Gemeindehaus ist teilweise vermietet, dient als Treffpunkt, für Skatbrüder, Wanderer und andere Gruppen.
Wichtig war Enno Kückens wie auch Anke Diederichs immer die Musik. Diederichs: „Der Singkreis hat mir immer wieder Kraft gegeben. Da war ich einfach nur Anke.“ Gerne erinnert sie sich an die jährlichen Konzerte mit dem Flötenensemble. Derzeit ist Diederichs hier etwas kürzergetreten, freut sich aber schon auf den September, dann sollen Alt- und Tenorflöte wieder eine größere Rolle spielen. Bei Enno Kückens ist es etwas ruhiger geworden, allerdings unterstützt er noch immer gerne seine Frau, egal ob Stühle gestellt werden müssen, oder er mal wieder musikalisch aushelfen muss. Manchmal an der Gitarre, manchmal mithilfe des Tablets. Treffen kann man ihn beim Geburtstagskaffeetrinken in Scharmbeckstotel, zu dem alle ab 70 Jahren eingeladen werden. Hier unterstützt er auch heute noch seine Frau und ist gerne bei der Programmgestaltung dabei und greift zur Gitarre. Diederichs macht am liebsten ein Quiz mit den Gästen, trägt, Gedichte und Geschichten vor.
Anke Diederichs hat ihr Leben gerne nach dem Kirchenjahr ausgerichtet, mit Freude Gottesdienste und Feste der Kirche vorbereitet und gefeiert. Karfreitag und Ostern waren ihre liebsten Festtage: „Für mich geht nichts über die Osterfreude.“ Ihre Ordination liegt 35 Jahre zurück, die von Kückens gar 40. Die Kinder sind groß, Diederichs und Kückens sind bald 40 Jahre glücklich verheiratet und längst Oma und Opa. Eigentlich hatte Diederichs vor, bis November 2026 zu arbeiten, zumindest hatte sie dieses zum Ruhestand ihres Mannes angekündigt. Nun geht sie doch etwas früher, am 31.08.2024 ist Schluss und Diederichs freut sich auf Zeit fürs Schreiben, für Sport, Musik und für Besuche von Freunden und der Familie.
Bereits am Sonntag, dem 11. August wird Pastorin Anke Diederichs im Rahmen eines Gottesdienstes im Gemeindehaus in Scharmbeckstotel mit der stellvertretenden Superintendentin Birgit Spörl verabschiedet. Die Vakanz in Scharmbeckstotel übernimmt vorerst Pastorin Friederike Köhn.