Schulpastor liebt Musik und alte Kirchen

Pressemitteilung Osterholz-Scharmbeck, 25. Mai 2023

Benjamin Bathelt ist bei den Berufsbildenden Schulen Osterholz auch gern der "Kummerkasten"

Vorstellung
Pastor Benjamin Bathelt wollte ursprünglich Journalist werden. Jetzt hat er ein offenes Ohr für Schüler in einem schwierigen Alter.

Osterholz-Scharmbeck. Seit dem August des vergangenen Jahres ist Benjamin Bathelt Schulpastor an den Berufsbildenden Schulen (BBS) Osterholz-Scharmbeck. Und er ist das sehr gerne, wie er versichert. „Man bleibt nicht in der kirchlichen Blase, sondern ist im Alltag eng dran an den Problemen der Schüler.“ Der 40-jährige Theologe unter- richtet dort im Auftrag der evangelischen Landeskirche 16 Wochen- stunden Religionslehre. Die spannende Herausforderung für ihn, sagt er, bestehe darin, dass wegen der vielen in dieser Einrichtung angesie- delten Bildungsgänge „so viele unterschiedliche Menschen zusam- menkommen“. Natürlich hat auch jeder andere Lehrer ein offenes Ohr, wenn ein Schüler mit Problemen zu ihm kommt, sei es mit Mitschü- lern, schlechten Noten, mit Familie, Freunden und Finanzen, aber als Seelsorger ist Bathelt ganz besonders dafür qualifiziert, auch in Le- benskrisen zu helfen und Antworten auf Sinnfragen zu geben. „Ich bin auch gern der Kummerkasten.“ Die Verschwiegenheitsverpflichtung, die dem Seelsorger auferlegt ist, biete ihm „großen Raum, bei den Menschen in der Schule zu sein, ohne dass ich etwas berichten muss.“ Er hat auch eine Ausbildung zum Trauerbegleiter absolviert.

Ein Drittel seiner Arbeitszeit ist auch dem Kirchenkreis Osterholz ge- widmet. Er leistet dort Springerdienste, vertritt Pastoren beim Gottes- dienst und ist zu Beerdigungen, Hochzeiten und Taufen unterwegs. Be- thelt stammt aus Nordrhein-Westfalen. Aufgewachsen ist er in der Nähe von Gummersbach. In Wuppertal und Bonn hat er evangelische Theologie studiert. Nach dem Vikariat in einem Kölner Vorort war er Pastor in St. Augustin. Dann zog es ihn in den Großraum Bremen. Von 2016 bis 2019 auf einer Pfarrstelle in der Neustadt, wurde er anschlie- ßend Pastor in der Bremer Neustadt, wo er heute auch seinen Wohnsitz hat.

Dass der Sohn eines Kraftfahrzeugschlossers ein Mann der Kirche wer- den würde, hat sich erst spät abgezeichnet. „Bei uns zu Hause wurden zwar auch die großen kirchlichen Feste gefeiert, und ich bin mit 14 auch konfirmiert worden, aber danach hatte ich mit dem Religiösen nichts mehr am Hut.“

Er wollte eigentlich Journalismus studieren. „Dann zog es mich vor- übergehend zum Lehramt hin, bis ein Freund mein Interesse fürs Theologiestudium geweckt hat.“ Vielleicht war es auch so eine Art Wiedererweckung, denn der heutige Pastor hat sich schon als Kind für Gotteshäuser, besonders für deren prachtvoll ausgestaltetes Interieur, begeistert. „Wo auch immer wir im Urlaub hingereist sind - die Eltern mussten mit mir die Kirchen besuchen. Ich fand die Einrichtungen fas- zinierend.“ Und das bis heute. Bathelt singt im Bremer Domchor und führt auch Besucher durch das Gebäude.

Den beruflichen Wechsel von Bremen nach Niedersachsen hat er auch deshalb nicht bereut, weil er jetzt nicht mehr so viel Verwaltungsarbeit („War schon ein Zeitfresser“) leisten muss und so mehr Freiraum für die Kernaufgaben hat. Dabei betont er, dass er höchsten Respekt für die Synode und die in den kirchlichen Gremien geleistete Arbeit über- haupt habe.

Schwieriges Alter
Beim Einstieg in die neue Aufgabe sei er von den Kollegen unterstützt worden, sagt er, wobei es eine Weile gedauert hat, bis er sie alle - es sind um die 120 - kennengelernt hatte. Auch über seine Schüler äußert er sich ausschließlich positiv, wenn sie in der Mehrheit auch in einem schwierigen Alter seien. „Aber das waren wir ja alle einmal.“ Anfangs hätten viele eine skeptische Haltung gegenüber dem Fach gezeigt. Aber das habe sich nach dem gegenseitigen Kennenlernen geändert. „Ich benutze Texte aus der Bibel, aber ich erschlage die Schüler nicht damit, sondern bringe Themen aus den Erfahrungen des Alltags in den Unter- richt ein.“ Dabei scheut er keine schwierigen Diskussionen, und wenn sie noch so hochpolitisch sind. Beispielhaft nennt er das Thema Or- ganspende. Da riet er den Schülern zunächst, sich in die Lage des po- tenziellen Empfängers zu versetzen, ehe er die Haltung der christli- chen Kirchen dazu erläuterte.

Bathelt liebt auch seine Dackelhündin Elin und die Musik. Gerade hat er Johannes Brahms für sich entdeckt, auch wenn er ihm mitunter „zu romantisch“ klingt. Das Klavier im Wohnzimmer ist vor allem fürs pri- vate Musizieren gedacht. Er hat mal Trompetenunterricht genommen und kann auch ein bisschen Orgel spielen. „Aber für den Gottesdienst reicht‘s nicht.“