Die Tür fällt ins Schloss. „Hast du den Schlüssel?“ „Nein, den hast doch du!“ Hektische Griffe in alle Taschen. Nichts. Die Tür ist zu, der Nachbar mit dem Ersatzschlüssel im Urlaub.
Verschlossene Türen – Sinnbild für viele Situationen in unserem Leben. An Weihnachten ist es anders. „Lobt Gott, ihr Christen, alle gleich in seinem höchsten Thron, der heut‘ schließt auf sein Himmelreich und schenkt uns seinen Sohn.“ Dieses Kirchenlied von Nikolaus Herman wird am Heiligen Abend in vielen Gottesdiensten gesungen.
Die ersten, die durch die offene Tür der Heiligen Nacht blicken konnten, waren die Hirten. Sie konnten sehen, dass die Welt eine Zukunft hat. Denn der, der die Zukunft öffnet, war in der Welt angekommen. Geboren in einem Kind, vor dem die Welt ihre Türen verschlossen hielt.
Aber Gott tat sie auf mit seiner Gegenwart. Das ist ein frommer Gedanke. Ein Gedanke, der zu keinem anderen Zeitpunkt im Jahr so anschaulich wird wie zu Weihnachten. Für mich ist die Weihnachtszeit immer noch eine Zeit mit großen Aussichten. Weihnachten ist ein Fest, das man für die Zukunft der ganzen Welt braucht.
Die Angst und Sorge sind groß. „Was kommt noch auf uns zu?“ fragen viele. Darum feiern wir Weihnachten. Damit wir uns nicht einrichten und beheimaten in unserem Kleinmut und unserer Unsicherheit, in unserem Unglauben. Darum gibt es diese Nacht, in der für einen Augenblick die Tür aufgeht. Wir sind und bleiben Hoffnungswesen. Dieser Hoffnung gibt Weihnachten einen Ort und eine Zeit.
Die Tür geht auf. Die Aussicht ist weit. Gott ist da.
Gesegnete Weihnachten!
Ihr
RALF MEISTER
Landesbischof der Evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannovers